Der Bear Call Spread – auch Call Credit Spread genannt – ist eine Optionsstrategie, mit der Du von Seitwärtsmärkten und fallenden Märkten profitieren kannst. Dabei erhältst Du bei der Positionseröffnung eine Prämie (Credit) und spekulierst darauf, dass das Underlying bis zum Verfallstag nicht stark ansteigen wird. In diesem Artikel lernst Du, wie ein Bear Call Credit Spread funktioniert, wann dessen Einsatz sinnvoll ist und worauf Du dabei achten solltest.
Was ist ein Bear Call Spread?
Der Bear Call Spread ist eine bärische bis neutrale Optionsstrategie, die aus dem Verkauf einer Kaufoption (Short Call) besteht sowie dem gleichzeitigen Kauf einer Kaufoption (Long Call) mit gleicher Laufzeit und höherem Basispreis (Strike). Der Maximalgewinn wie auch der Maximalverlust sind begrenzt. Der Trade profitiert von einem Kursrückgang des Underlyings und einem Rückgang der impliziten Volatilität.
Bei der Eröffnung eines Bear Call Spreads erhältst Du einen Betrag – den sog. Credit bzw. die netto Optionsprämie – auf Dein Konto gutgeschrieben. Deshalb zählt die Strategie zur Kategorie der vertikalen Credit Spreads. Andere Bezeichnungen für den Bull Call Spread sind Call Credit Spread oder Short Call Vertical Spread.
Wann erzielt der Bear Call Spread einen Gewinn?
Die bei der Trade-Eröffnung eingenommene Prämie kannst Du behalten, unabhängig davon, wie sich der Trade entwickelt. Damit am Verfallstag ein Gewinn entsteht, muss das Underlying unterhalb des Short Calls notieren (Maximalgewinn) bzw. unterhalb des Break Even Points, welcher sich einige Punkte über dem Short Call befindet.
Während der Laufzeit des Trades wirkt sich ein Rückgang der Volatilität und/oder ein Preisrückgang des Underlyings positiv aus. Es ist nicht unüblich, dass Optionshändler den Spread vor dem Ende der Laufzeit zu einem geringen Restwert zurückkaufen und somit einen Gewinn verbuchen (Prämieneinnahme – Preis Rückkauf).
Bear Call Spread im Überblick
Komponenten (Legs): | -1 Call, +1 Call (Strike höher) |
Marktmeinung: | neutral, bärisch |
Credit/Debit: | Credit |
Zeitwertverfall: | profitiert (falls OTM) |
Vega: | Short Vega (falls OTM) |
max. Gewinn: | Credit (eingenommene Prämie) |
max. Verlust: | Abstand Strikes – Net Credit |
Break Even Point(s): | Strike Short Call + Net Credit |
– = short
Credit = Guthaben wird bei Eröffnung des Trades auf Dein Konto gebucht
Debit = Eröffnung des Trades kostet Guthaben
Long Vega = Trade/Strategie profitiert von steigender Volatilität
Short Vega = Trade/Strategie profitiert von fallender Volatilität
Bear Call Spread in der Praxis: Tipps & Wissenswertes
Den Bear Call Spread kannst Du als eine Art Wette sehen, bei der Du darauf setzt, dass der Kurs einer Aktie, eines, ETF, eines Futures-Kontraktes oder eines Index bis zum Verfallstermin unterhalb der verkauften Option (Short Call) notiert.
Du erhältst bei der Trade-Eröffnung eine Optionsprämie. Der Wert beider Optionen – also des Short Calls und des Long Calls – fällt bis zum Verfallstermin auf Null, falls Du Recht behältst und das Underlying nicht über den Strike des Short Calls ansteigt.
In den meisten Fällen wird ein Optionstrade nicht bis zum Verfallstermin gehalten. Falls nach dem Verkauf des Spreads Kursbewegungen auftreten und/oder eine Veränderung der impliziten Volatilität, so erzielst Du einen Gewinn oder einen Verlust. In beiden Fällen hast Du die Möglichkeit, den Spread vor dem Verfallstermin zurückzukaufen, um den Verlust zu begrenzen oder um den Gewinn zu verbuchen (bspw. wenn der Spread 90 % an Wert verloren hat.)
Vorteile & Nachteile des Bear Call Credit Spreads
Ein Bear Call Spread reagiert deutlich weniger sensitiv auf Kursbewegungen und Veränderungen der impliziten Volatilität als ein Short Call. Dies ist ein Nachteil und ein Vorteil zugleich.
Bei schnellen Kursbewegungen gegen Dich, läuft der Trade deutlich langsamer in den Verlust und kann bei Bedarf in der Regel problemlos adjustiert werden oder im Verlust begrenzt werden.
Bei einer positiven Entwicklung des Trades, musst Du jedoch auch damit rechnen, dass Du länger im Markt bleibst und der Trade insbesondere am Anfang nur langsam einen Gewinn erzielt.
Wahl der Strikes
Ein Bear Call Spread wird meist mit Out Of The Money (OTM) Optionen gehandelt. Je weiter der Strike des Short Calls OTM ist, d.h. je weiter dieser vom aktuellen Kurs des Underlyings entfernt ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Trade einen Gewinn erzielen wird. Allerdings ist auch die Höhe der eingenommenen Optionsprämie desto geringer, je weiter der Strike aus dem Geld liegt.
Für die Wahl der Strikes kannst Du Dich an der Optionskennzahl Delta orientieren. Bei At The Money Optionen liegt das Delta ungefähr bei 50. Je weiter die Option Out Of The Money ist, desto geringer ist das Delta
Weite des Spreads
Neben der Wahl des Strikes für den Short Call musst Du wissen, wie weit der Spread sein soll, das heißt, wie groß der Abstand zwischen Short Call und Long Call sein soll.
Je weiter der Spread ist, desto höher ist die Netto-Prämieneinnahme. Allerdings bedeutet ein Spread mit einer größeren Weite auch, dass der maximal mögliche Verlust höher ist.
Maximaler Gewinn
Der Maximalgewinn entsteht, wenn das Underlying am Verfallstag am oder unterhalb des Strikes der verkauften Option – also des Short Calls – notiert. Der Gewinn ist dabei die zu Beginn eingenommene Optionsprämie.
Berechnung des Maximalgewinns
Maximalgewinn Bear Call Spread = Net Credit = (Optionspreis Short Call – Optionspreis Long Call) x Multiplikator
Maximaler Verlust
Der Maximalverlust entsteht, wenn der Long Call am Verfallstermin am Geld oder im Geld notiert.
Berechnung des Maximalverlustes
Um den maximal möglichen Verlust zu berechnen, musst Du die Weite des Spreads mit dem Multiplikator der Option multiplizieren. Anschließend ziehst Du von diesem Betrag die eingenommene Prämie ab.
Maximalverlust Bear Call Spread = Weite des Spreads – Net Credit
bzw.
Maximalverlust Bear Call Spread = (Strike Long Call – Strike Short Call) x Multiplikator – Net Credit
Dabei gilt: Net Credit = (Optionspreis Short Call – Optionspreis Long Call) x Multiplikator
Break Even Point
Der Break Even Point liegt über dem Strike des Short Calls. Wenn der Verlust des Short Strikes genauso hoch ist wie die Prämieneinnahme, ist der Break Even Point erreicht. Steigt der Kurs des Underlyings weiter an, entsteht ein Verlust.
Berechnung des Break Even Points
Break Even Point Bear Call Spread = Strike Short Call + Net Credit
Dabei gilt Net Credit = Optionspreis Short Call – Optionspreis Long Call
Delta
Das Gesamt-Delta eines Bear Call Spreads kannst Du berechnen, indem Du das Delta des Long Calls von dem Delta des Short Calls subtrahierst.
Delta Bear Call Spread = Delta Short Call – Delta Long Call
Verkaufst Du bspw. eine Call mit einem Delta von 15 und kaufst einen Call mit einem Delta von 5, so beträgt das Delta des Spreads 10. Eine Kursbewegung des Underlyings um einen Dollar würde nun theoretisch bzw. unter sonst gleichbleibenden Bedingungen einen Gewinn oder einen Verlust von 0,10 USD bedeuten.
Gamma
Das Gamma beschreibt die Veränderung des Deltas. Im Vergleich zu einem Short Call bzw. einem Naked Call ist das Gamma des Bear Call Spreads deutlich geringer. D.h. das Delta des Spreads ändert sich bei einer Bewegung des Underlyings vergleichsweise langsam.
Einerseits ist das ein großer Vorteil, da bei einer starken Bewegung des Underlyings gegen Dich, der Verlust des Trades nicht so schnell ansteigt wie bei einem Short Call ohne Absicherung. D.h. es bleibt in der Regel genug Zeit, um den Trade mit einem moderaten Verlust zu schließen oder zu rollen.
Andererseits musst Du damit rechnen, dass Du bei einer Seitwärtsbewegung oder einer Abwärtsbewegung des Underlyings den Trade vergleichsweise lange halten musst, bis dieser einen Gewinn erzielt.
Gamma Bear Call Spread = Gamma Short Call – Gamma Long Call
Vega
Das Vega ist eine Optionskennzahl, welche den Einfluss der impliziten Volatilität (IV) auf den Preis einer Option ausdrückt. Ein Bear Call Spread ist ein Credit Spread und wird daher bevorzugt in einem Umfeld hoher Volatilität eingesetzt.
Nachdem Du den Trade eröffnet hast, profitiert dieser von einem Rückgang der IV. Auch beim Vega gilt: im Vergleich zu einem Naked Short Call ist das Vega bei einem Bear Call Spread geringer. Das bedeutet, der Trade reagiert vergleichsweise moderat auf Veränderungen der IV, was Vorteil und Nachteil zugleich ist.
Um das Vega eines Bear Call Spreads zu berechnen, subtrahierst Du das Vega des Long Calls vom Vega des Short Calls.
Vega Bear Call Spread = Vega Short Call – Vega Long Call
Theta
Wenn Du das Theta eines Bear Call Spreads berechnest, weißt Du, welchen Gewinn der Trade pro Tag durch den Zeitwertverfall der Optionen generiert (unter sonst gleichbleibenden Umständen).
Hierfür subtrahierst Du das Theta des Long Calls vom Theta des Short Calls.
Theta Bear Call Spread = Theta Short Call – Theta Long Call
Wann ist der Einsatz eines Bear Call Spreads sinnvoll?
Einer der wichtigsten Faktoren beim Optionshandel ist die implizite Volatilität. Ein Bear Call Spread ist hauptsächlich dann sinnvoll, wenn die implizite Volatilität angestiegen ist.
In einem Umfeld hoher Volatilität werden Optionen teurer. Oder anders gedacht: Du kannst die gleiche Optionsprämie einnehmen, aber dafür den Spread weiter aus dem Geld handeln, was wiederum Deine Erfolgswahrscheinlichkeiten erhöht.
Der erste Schritt besteht daher darin, den IV Rank und/oder das IV Percentile zu analysieren. Diese Kennzahlen geben Dir Auskunft darüber, ob die implizite Volatilität im Vergleich zu historischen Werten eher hoch oder niedrig ist.
Da der Bear Call Spread eine bärische bis neutrale Optionsstrategie ist, solltest Du auch bei einer ausreichend hohen IV den Trade nur dann eröffnen, wenn Du von fallenden Kursen oder zumindest von nicht stark steigenden Kursen ausgehst.
Verhalten des Trades während der Laufzeit
Nachdem Du den Trade eröffnet hast, besteht Dein Ziel darin, dass das Underlying am Verfallstermin unterhalb des Strikes des Short Calls schließt. Ist dies der Fall, so verfallen alle Optionen wertlos und die eingenommene Optionsprämie kann zu 100 % als Gewinn verbucht werden.
Du kannst jedoch auch jederzeit den verkauften Spread vorher zurückkaufen, entweder um einen Teilgewinn zu realisieren oder um einen Verlust zu begrenzen.
In der Praxis schließen die meisten Optionshändler bzw. Stillhalter einen Optionstrade bereits vor dem Verfallstermin, bspw. wenn der Spread 50 % oder 90 % (je nach Strategie) an Wert verloren hat. Auch bei einer negativen Entwicklung macht es meist Sinn, einen Bear Call Spread vorzeitig zu schließen, um den Verlust zu begrenzen.
Praxisbeispiel: Handel eines Bear Call Spreads auf den S&P 500 Future (ES)
Mit dem nachfolgenden Beispiel erkläre ich Dir die Funktionsweise eines Bear Call Spreads anhand eines Trades, den ich selbst gehandelt habe.
Betrachte das Chartbild des S&P 500 Futures (Kürzel ES) und stelle Dir vor, dass Du zu diesem Zeitpunkt (13. September 2022) von weiterhin schwachen Kursen ausgehen würdest und deshalb einen Bear Call Spread (Credit Call Spread) verkaufst.
- Underlying: E-mini S&P 500 Future (ES) Dez. 2022
- Verfallstermin: 30.11.2022
- Restlaufzeit: 78 Tage
- Strike Short Call: 4450
- Strike Long Call: 4550
- Multiplikator ES: 50 USD
- Weite des Spreads: 100 Punkte (entspricht 5000 USD)
- Optionspreis Short Call: 45
- Optionspreis Long Call: 25
- Prämieneinnahme (Net Credit): (45 – 25) x 50 USD = 1000 USD
- Max. Risiko: Weite des Spreads – Prämieneinnahme = 5000 USD – 1000 USD = 4000 USD
Die Netto-Prämieneinnahme beträgt 1000 USD und das Risiko ist auf die Weite des Spreads begrenzt. Sollte das Underlying am Verfallstermin unterhalb des Strikes des verkauften Calls bei 4450 Punkten notieren, verfallen beide Optionen wertlos und Du kannst die eingenommene Prämie von 1000 USD als Gewinn verbuchen.
Das theoretische maximale Risiko beträgt 4000 USD, da die Weite des Spreads 5000 USD beträgt und Du 1000 USD Prämieneinnahme erzielt hast. Das CRV liegt also bei 1 zu 4. Auf den ersten Blick sieht das nicht optimal aus. Bedenke dabei aber, dass einerseits die Gewinnwahrscheinlichkeit sehr hoch ist, da der Spread relativ weit aus dem Geld liegt.
Andererseits hast Du jederzeit die Möglichkeit, einen entstehenden Verlust zu begrenzen, falls der Markt zu steigen beginnt. Sollte der S&P 500 bspw. entgegen Deiner Erwartung in den ersten Tagen nach der Eröffnung des Trades deutlich ansteigen und der Verlust bspw. auf 1000 USD steigen, kannst Du den Spread zurückkaufen und einen Verlust realisieren. Das tatsächliche CRV beträgt somit in diesem Beispiel also 1 zu 1.
FAQ – Häufige Fragen zum Bear Call Spread
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