Prop Trading: Chance oder Risiko?

Prop Trading: Chance oder Risiko?

aktualisiert am: Mai 24, 2022

Autor: TOBIAS SCHMID | Trader / Anleger / Börsenexperte

aktualisiert am: Mai 24, 2022

Autor: TOBIAS SCHMID | Trader / Anleger / Börsenexperte

In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, was Prop-Trading bzw. Proprietary Trading ist und welche Schwierigkeiten sich für einen Prop-Trader in Deutschland ergeben.

Prop-Trading ermöglicht privaten Tradern den Handel mit Fremdkapital
(Foto: SELL! SELL! SELL! By Andyhill8 (Andy Hill) [Public domain], via Wikimedia Commons)

Was ist Prop Trading?

Prop-Trading – vom Englischen Proprietary Trading – bedeutet in der sinngemässen deutschen Übersetzung Eigenhandel. Prop Trading Firmen stellen dabei Eigenkapital zur Verfügung und beschäftigen Prop Trader, die mit dem Eigenkapital des Prop-Hauses handeln und bei einer positiven Rendite eine hohe Gewinnbeteiligung erhalten.

Der Begriff Proprietary Trading bezeichnet also keinen besonderer Handelsstil, sondern dreht sich insbesondere um rechtlichen Definitionen.

Key Takeaways

Ein Trader in einem Fonds handelt rechtlich gesehen mit Fremdkapital; eine Prop-Trading Firma arbeitet mit Eigenkapital. Tradest Du mit dem Geld der Prop-Firma, ist es für Dich wiederum Fremdkapital.

Trading mit Fremdkapital

Kauft ein Investor einen Fonds bei einer Fondsgesellschaft, überweist er das Geld für den Fonds-Anteil an die Gesellschaft. Die Fondsgesellschaft erlangt damit den Besitz des Geldes und kann dieses, nach den Maßgaben des Fondskataloges, anlegen. Hierbei ist nun wichtig, dass die Fondsgesellschaft zu keinem Zeitpunkt Eigentümer des Geldes wird.

Ein Fonds gilt als Sondervermögen. Das im Fonds liegende Geld muss zwingend getrennt vom Eigenkapital des Fonds aufbewahrt werden.

Trading mit Eigenkapital

Erwirbt ein Investor (oder ein Trader, der im Haus handelt und selbst Geld einbringt) Anteile an einem Prop-Haus, so überweist er das Geld an das Prop-Haus.

Das Prop-Haus ist nun im Besitz des Geldes und kann damit arbeiten. Hierin besteht der Unterschied zu einem Fonds. Denn rechtlich gesehen ist das Geld nun Eigenkapital der Prop-Firma.

Der Trader in einem Prop-Haus handelt also mit „Eigenkapital“. Wichtig ist zu verstehen, dass es natürlich aus persönlicher Sicht des Traders Fremdkapital ist, aber es sich eben aus rechtlicher Sicht um Eigenkapital handelt.

Das Prop-Haus handelt also nur mit eigenem Kapital und betreibt somit „Eigenhandel“.

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Was ist ein Prop Trader?

Ein Prop Trader ist eine Person, die mit einem Teil des Eigenkapitals einer Prop Trading Firma handelt. Als Prop Trader durchläuft man zunächst den Aufnahme-Prozess der Prop Trading Firma und erhält anschließend bei einer positiven Rendite eine (häufig sehr hohe) Gewinnbeteiligung.

Key Takeaways

Der Begriff „Prop-Haus“ ist rechtlich nicht definiert, es handelt sich dabei einfach um die gewählte rechtliche Firmenkonstruktion der Gesellschaft die als „Prop-Haus“ fungiert, z. B. eine Limited.

Prop Trading Firmen

Nachfolgend findest Du eine Auflistung von einigen der bekanntesten und beliebtesten Prop-Trading Anbieter. Wenn Du Dich näher für deren Angebot interessierst findest Du auf der jeweiligen Website weitere Informationen.

  • TopstepTrader
  • OneUp Trader
  • Heldental
  • LMI Trading (Liberty Market Investment)
  • FTMO
  • The5%ers
  • TopstepFX
  • SocialCopyTrader.com

Ist Prop Trading in Deutschland erlaubt?

Es ist immer wieder zu lesen, dass Prop-Trading angeblich in Deutschland verboten ist, was nicht stimmt. Jeder der die entsprechenden Bedingungen erfüllt kann sich eine Eigenhandels-Lizenz der BaFin besorgen und ein Prop-Haus gründen.

Dass es in Deutschland keine Prop-Häuser gibt liegt am deutschen Sozialversicherungsrecht.

Unterschied der Rechtssysteme

Die meisten Prop-Häusser gibt es in den USA und in England. Das angloamerikanische Recht (USA, England) unterscheidet sich in sehr vielen Punkten grundlegend vom kontinentaleuropäischen Recht (Deutschland), was historische Gründe hat.

Independent Contractor

Im angloamerikansichen Recht gibt es den sogenannnten „Independent Contractor“ (IC).

Der IC ist eine mit einem Unternehmen verbundene Person, die den Weisungen des Unternehmens unterworfen ist, ohne Angestellter des Unternehmens zu sein.

Fast sämtliche Prop-Häusser beschäftigen ihre Prop-Trader als IC.

Gefahr der Scheinselbstständigkeit

Genau hier liegt das Problem, denn nach deutschem Recht besteht bei dieser Konstruktion Scheinselbstständigkeit. Scheinselbstständigkeit ist in Deutschland strafbar und hat für den Scheinselbstständigen massive Probleme zur Folge (Der Prop Trader haftet für Sozialversicherungsbeiträge gegenüber dem deutschen Staat).

Wenn Du Dich für das Thema Prop-Trading interessierst, ist es dringend anzuraten, Beratung bei einem in der Materie vertrauten Rechtsanwalt einzuholen.

Der Versuch, hier die Gebühren der Beratung zu sparen kann sehr teuer werden, da Du als IC, in den Fällen wo sich der Staat das Geld nicht beim Auftraggeber zurückholen kann, gegenüber dem deutschen Staat für sämtliche Sozialabgaben haftest.

Wie kann man Prop Trader werden?

Um Prop Trader zu werden, solltest Du idealerweise schon einige Jahre Erfahrung mit aktivem Trading mitbringen. Wenn Du Dir die Bedingungen und Strategien der verschiedenen Prop Trading Firmen anschaust, kannst Du so schon einigermaßen einschätzen, ob Dir der jeweilige Handelsstil zusagt.

Als nächstes solltest Du Dir alle Prop-Häuser und deren Unterschiede und Ausbildungsprogramme, Bedingungen, etc. genauer anschauen.

Unterschiedliche Geschäftsmodelle der Prop Häuser

Wir haben in diesem Artikel bisher nur die Art des Prop-Trading besprochen, bei dem Dir ein Prop-Haus Kapital stellt. Wichtig ist zu beachten, dass diese Art des Prop-Tradings die unterste Stufe darstellt, hier sind meist die sogenannten „Recruiter“ aktiv.

Recruiter

Recruiter richten sich an Jedermann, ob du Erfahrung als Trader hast oder nicht ist völlig unwichtig.

Das Geschäftsmodell der Recruiter basiert darauf, dass möglichst viele Trader eine „Aufnahmephase“ durchlaufen, die stets kostenpflichtig ist.

Recruiter zwingen ihre Trader meist zum Daytrading.

Die Bedingungen um Kapital zu erhalten sind extrem hart und meist nur mit reinem Daytrading/Scalping zu schlagen.

Diese Häuser zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der Retail-Szene relativ bekannt sind. Die Retail-Trading-Szene ist auch die eigentliche Zielgruppe dieser Unternehmen.

Ein Grossteil aller Trader „überlebt“ die Aufnahmephase der Recruiter nicht

Ein Grossteil aller Trader überlebt die Aufnahmephase nicht.  Zufälligerweise hast du aber bei fast allen Recruitern die Möglichkeit es so oft zu versuchen wie du willst.

Und so zahlen viele Trader, in der Hoffnung die Bedingungen des Hauses irgendwann mal zu erfüllen, teils monatelang hohe „Aufnahmegebühren“. Genau von dieser „Hoffnung“ der Trader leben letztlich die Anbieter. Die meisten Recruiter verdienen ihr Geld nicht mit dem Gewinn-Split zwischen Trader und Prop-Haus, sondern mit den Aufnahmegebühren.

Fünf Regeln für Trading bei Recruitern:

Einen solchen Aufnahmeprozess bei einem Recruiter zu starten macht nur unter folgenden fünf Bedingungen überhaupt Sinn:

  1. Du hast nicht weniger als Minimum $50.000 (besser $100.000) Trading-Kapital.
  2. Die Bedingungen, die Du beim jeweiligen Recruiter einhalten musst passen zu Deiner Strategie.
  3. Du hast die jeweiligen Bedingungen schon mehrfach auf Demo-Konten (am besten solchen, die auch tatsächlich das Orderbuchverhalten der Börse simulieren) eingehalten.
  4. Du kannst die Bedingungen sehr schnell erfüllen (ansonsten zahlst Du monatelang Aufnahmegebühren).
  5. Du planst außerhalb des Prop-Hauses, außer im langfristigen Bereich, keine weiteren eigenen Trading-Aktivitäten.

Das Kursdaten-Problem

Gerade der fünfte Punkt ist extrem wichtig. Wenn Du es schafft, einen Vertrag von einem Prop-Haus zu erhalten, giltst Du an der Börse als „Trading-Professional“. Das bedeutet, um Kursdaten von der Börse zu erhalten, musst nun auch die „Pro-Fees“ zahlen. Das ist ein riesen Unterschied zu den „Retail Fess“.

Zum Beispiel betragen die Level II Kursdatengebühren für die Börsen CME, CBOT, COMEX und NYMEX für private Trader zusammen nur $15 pro Monat. Die Pro-Fees belaufen sich auf $110 pro Börse.

Wir reden hier also von einem Preisunterschied von $425 pro Monat.

Wenn Du nun sowohl bei Deinem Prop-Haus als auch noch auf einem privaten Konto traden möchtest, wirst Du (falls Du die entsprechenden Börsen handeln möchtest) diese teuren Daten sogar zweimal zahlen müssen.
Das Traden bei Recruitern macht somit nur für die wenigsten Trader Sinn.

Prop-Trading sinnvoll für erfahrene Trader

Deutlich mehr Sinn als bei einem Recruiter macht Prop-Trading in einem ganz anderen Bereich, nämlich dann, wenn Du schon länger ein erfolgreicher Trader bist (am besten schon mind. 2-5 Jahre) und mit Konten von über $ 100.000 handelst. In diesem Fall hast Du die Möglichkeit, Dich an Prop-Häuser zu wenden die sich nicht an Jedermann richten.

Deine Vorteile als erfahrener Trader bei einem Prop-Haus:

Wenn Du Dich einem solchen Haus anschliesst können Deine Vorteile sein:

  • Zugang zu Börsen zu denen man als privater sonst keinen Zugang hat
  • Teils deutlich reduzierte Transaktionsgebühren
  • Zugang zu professionellem Research.

Die besten Prop-Häuser richten sich nicht an Jedermann.

Die Prop-Häuser aus dieser Kategorie zeichnen sich dadurch aus, dass sie keinen Wert darauf legen bekannt zu sein, keine Marketing-Budgets haben und in der Retail Trading-Szene völlig unbekannt sind. Die Retail-Trading-Szene ist nicht die eigentliche Zielgruppe dieser Unternehmen.

Fazit

Prop-Trading ist eine in England und den USA sehr populäre Art des Tradings, weil man als Trader nicht (zwingend) sein eigenes Kapital riskieren muss und in der Regel auch mit deutlich grösseren Summen handeln kann als man selbst zur Verfügung hat.

In Deutschland ist diese Art des Handels weitestgehend unbekannt, was daran liegt, dass die Art und Weise wie Prop-Trader beschäftigt werden mit deutschem Sozialversicherungsrecht kollidiert.

Jeder Person mit deutschem Hauptwohnsitz ist dringend davon abzuraten, eine Karriere bei einem ausländischen Prop-Haus zu starten, ohne sich vorher über die Machbarkeit mit einem deutschen Rechtsanwalt unterhalten zu haben. Unabhängig von dieser in Deutschland bestehenden rechtlichen Problematik muss unbedingt beachtet werden, dass es verschiedene Formen des Prop-Tradings gibt.

Während sich die Recruiter an Jedermann richten und meist nur einen Traum verkaufen (es gibt auf der Welt vielleicht eine Handvoll wirklich gute Recruiter) richten sich andere Prop-Häuser in erster Linie an erfahrene private Trader.

Grundsätzlich muss vorab sehr gut überlegt werden, ob es Sinn macht sich einem Prop-Haus anzuschliessen oder nicht.

Aus unserer Erfahrung dürfte die Antwort auf diese Frage für die meisten Personen mit deutschem Hauptwohnsitz, die nicht mindestens über ein Trading-Kapital von $100.000 und mehrjährige Trading-Erfahrung verfügen, eher Nein als Ja sein.

FAQ

Prop-Trading – vom Englischen Proprietary Trading – bedeutet in der sinngemässen deutschen Übersetzung Eigenhandel. Prop Trading Firmen stellen dabei Eigenkapital zur Verfügung und beschäftigen Prop Trader, die mit dem Eigenkapital des Prop-Hauses handeln und bei einer positiven Rendite eine hohe Gewinnbeteiligung erhalten.

Ein Prop Trader ist eine Person, die mit einem Teil des Eigenkapitals einer Prop Trading Firma handelt. Als Prop Trader durchläuft man zunächst den Aufnahme-Prozess der Prop Trading Firma und erhält anschließend bei einer positiven Rendite eine (häufig sehr hohe) Gewinnbeteiligung.

Um Prop Trader zu werden, musst Du das Ausbildungsprogramm einer Prop Trading Firma durchlaufen und dabei positive Ergebnisse erzielen. Je nach Prop-Haus, kannst Du ohne Erfahrung beginnen, oder musst ggf. langjährige Erfahrung und Profitabilität nachweisen.

In Deutschland gibt es keine Prop-Häuser, aufgrund des Sozialversicherungsrechts. Es ist jedoch grundsätzlich möglich, aus Deutschland bei einem ausländischen Prop-Haus zu handeln. Mehr erfahren!

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